Seit 15 Jahren wird lamentiert, der demografische Wandel lasse Deutschland schrumpfen und vergreisen. »Sterben die Deutschen aus?» fragte BIRG alarmistisch (2000). Seither sind hunderte Monografien und Beiträge erschienen, in denen die demografische Krise analysiert wird. Die Zahl der Leerstände werde massiv zunehmen, die Bevölkerungszahl sinke, Deutschland verliere seine Konkurrenzfähigkeit. Durch Facharbeitermangel entstehe der Wirtschaft ein Schaden von 8 Milliarden Euro. Mit der so genannten Flüchtlingskrise hat sich der Alarmismus auf das Thema Migration verschoben, ist heftiger und drastischer geworden, man diskutiert nicht mehr über Leerstände, sondern über «Obergrenzen» der Zuwanderung, »Kontingente«, über angebliche Bedrohungen und tatsächliche Belastungen, über Wohnungsknappheit und Kommunalfinanzprobleme.
Der Bevölkerungsrückgang ist gestoppt, Deutschland kann gar Zuwächse verzeichnen. Nach einer Schätzung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) dürfte sich die Einwohnerzahl Deutschlands 2015 von knapp 81,2 Millionen am Jahresanfang auf mindestens 81,9 Millionen Menschen am Jahresende erhöht haben.
Damit ist aber BIRGs populistische Mahnung nicht aus der Welt, wonach die Deutschen aussterben könnten. Er meinte dies ja gerade im Kontrast zu Migranten, was zumindest einen chauvinistischen Touch hat und heute so nicht mehr kritiklos behauptet werden könnte. Das Geburtendefizit ist nach wie vor aktuell, darüber hinaus lässt sich demografischer Wandel nicht auf absolute Bevölkerungszahlen reduzieren. Migration stoppt den demografischen Wandel nicht, auch die Alterung bleibt ein Problem, neue Herausforderungen tauchen auf. Darum geht es.
Literatur
Birg, H (2000): Sterben die Deutschen aus? Interview mit Spiegel online am 6.1.2000.
DeStatis (2015): Deutlicher Bevölkerungsanstieg im Jahr 2015 auf mindestens 81,9 Millionen. Pressemeldung vom 29. Januar 2016.
König, A. (2014) Demographie kompakt.
Armin König
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