DigiPolis21

Februar 12, 2023

Keine Angst vor ChatGPT

Filed under: Digitalisierung,KI — Stadtwissen66 @ 8:55 pm
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von Armin König

Ich hab sie getestet, die künstliche Intelligenz von ChatGPT.

Es hat mich überrascht, dass sie produziert große Fehler produziert. Das weiß man inzwischen auch von anderen kritischen Medienberichten. ChatGPT kann zum Beispiel Seemeilen nicht in Kilometer umrechnen, weil sie dabei Rechenoperationen wie Division und Multiplikation verwechselt. So habe ich es jedenfalls erfahren.

Jüngere Anfragen zu Wirtschaft und Politik sind zum Teil unbrauchbar, weil veraltete Daten zur Auswertung verwendet werden.

Beispiel:

Ich wollte wissen, wer Liz Truss ist und wie die Ex-Premierministerin mit konservativen Thinktanks wie dem Institute of Economic Affairs (IEA) verbandelt ist.

Antwort:

„Liz Truss ist eine britische Politikerin, die derzeit das Amt der Handelssekretärin im Kabinett von Premierminister Boris Johnson bekleidet.

Das Institute of Economic Affairs (IEA) ist eine britische Thinktank-Organisation, die sich für eine liberale Wirtschaftspolitik einsetzt. Die IEA setzt sich für eine stärkere Marktwirtschaft und eine schlankere Regulierung ein.“

Demnach ist Boris Johnson Mitte Februar 2023 also immer noch Premierminister, Liz Truss 2023 immer noch „Handelssekretärin“, was vermutlich einer falschen Übersetzung geschuldet ist. Truss war unter anderem Ministerin für internationalen Handel. Das IEA wird verharmlos mit der Wortgirlande „setzt sich für eine stärkere Marktwirtschaft und eine schlankere Regulierung ein“.

Beispiel 2:

Ich habe gefragt, wann Elon Musk, der auch Mitbesitzer von ChatGPT Firma openAI ist, Twitter zu welchem Preis gekauft hat. Die Antwort kann uns glatt umgehauen:

„Elon Musk hat Twitter nicht gekauft. Twitter ist ein öffentlich gehandeltes Unternehmen und wird an der New Yorker Börse gehandelt. Elon Musk ist ein aktiver Nutzer von Twitter und nutzt die Plattform oft, um seine Ideen und Projekte zu teilen, aber er besitzt keine Anteile an dem Unternehmen.“

Zu den Knoten und Seemeilen und Kilometern – ich hatte nach 43 bis 45 Knoten gefragt (weil angeblich die schnellsten Privatyachten dieses Tempo fahren können) –, schreibt mir die künstliche Intelligenz:

„Eine [!] Knoten ist eine nautische Einheit für Geschwindigkeit, die eine Meile pro Stunde entspricht. Um die Geschwindigkeit in Kilometer pro Stunde umzurechnen, müssen wir die Anzahl der Knoten durch die Umrechnungsfaktor von 1 Knoten = 1,85 Kilometer pro Stunde teilen.

Hier ist die Umrechnung für 43 bis 45 Knoten:

43 Knoten = 43 / 1,85 = 23,16 km/h

44 Knoten = 44 / 1,85 = 23,78 km/h

45 Knoten = 45 / 1,85 = 24,31 km/h

Also können die drei schnellsten Yachten der Welt mit Geschwindigkeiten von bis zu 24 km/h fahren.“

Das ist nun wirklich alles falsch.

Ich habe gegoogelt und bin zu einem ganz anderen Ergebnis gekommen:

Die schnellsten Superyachten sind die »Foners« mit 70 Knoten, »World is Not enough« mit 67 Knoten sowie »Destrierio« und »Galeocerdo« mit 66 bzw. 65 Knoten. Damit kommt die Foners als schnellste Superyacht auf 130 Kilometer pro Stunde. (Quelle: de.statista.com)

Wie war das mit den 24km/h für die schnellsten Superyachten? Das ist dann doch extrem falsch. Es ging mir um Superyachten als Ikonen des Kapitalismus.

Einerseits hatten wir also die Kritik an den Ergebnis relativ einfacher Fragen.

Und andererseits? Nun ja:

Was ChatGPT andererseits kann, ist erstaunlich. Die KI kann Pressemeldungen auf der Grundlage von Stichworten schreiben. Das liest sich flüssig. Immerhin macht das die Arbeit für Standard-Meldungen leichter. Man muss weniger schreiben.

Ob das Ergebnis immer stimmt, ist eine andere Frage. Ohne Prüfung geht es nicht.

Also: Keine Angst vor angeblich Künstlicher Intelligenz. Jetzt noch nicht. Es ist alles Rechnerleistung. Aber natürlich lernt ChatGPT. Und die Datenbasis wird sicher schnell aktualisiert.

Trotzdem gilt: Glaubt an das, was ihr selbst wisst und recherchiert ordentlich.

Einer der ersten Kommentatoren meinte:

„Ich glaube du denkst zu kurzfristig und verkennst, was die Technologien zu leisten in Stande sind. Meine Erfahrungen damit waren sehr beeindruckend – vor allem wenn man bedenkt, dass es eine Beta-Version ist, die keine aktuellen Daten hat.“

Meine Antwort:

Da hast Du schon Recht. Das wird vermutlich alles verändern, wie die Smartphones. Aber ich will auch die Angst davor nehmen. Es sind Menschen, die programmieren, die bedienen, die KI nutzen. Andererseits zeigen Gesichserkennung, Spracherkennung und vieles mehr, was denkbar und möglich ist.

Momentan macht mir das noch keine Angst. Ich versuche, die ChaGPT zu testen und zu nutzen. Man muss wissen, wie man damit umgeht. Presseerklärungen auf Anweisungen kann das Programm schon schreiben. Das erleichtert die Arbeit.“

Dr. Armin König

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