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September 12, 2017

Turbokapitalismus tötet

Filed under: Kapitalismus,Turbokapitalismus,Uncategorized,Wirtschaft — Stadtwissen66 @ 10:43 pm
Turbokapitalismus tötet
Nie zuvor hat ein Weltkirchenoberhaupt den Kapitalismus in seiner angelo-amerikanischen Form so gegeißelt wie der argentinische Papst Franziskus. „Diese Wirtschaft tötet“, formuliert er in seinem apostolischen Lehrschreibe Evangelii Gaudium. Er verurteilt nicht das Privateigentmm, er verkennt auch nicht die positiven Effekte eines freiheitlichen Wirtschaftssystems, das jedem Einzelnen die Chance gibt, sich zu entwickeln und nach seiner Fasson selig zu werden.
Franziskus verurteilt aber die schreienden Ungerechtigkeiten eines Wirtschaftssystems, das mit Vorsatz Menschen tötet. Sein Lehrschreiben ist eine Kampfansage an den radikalen Kapitalismus, den Kritiker wahlweise Turbokapitalismus oder Raubtierkapitalismus nennen.
Den Begriff Raubtierkapitalismus, der von vornherein pejorativ gemeint ist, hat der verstorbene  Ex-Bundeskanzler und ZEIT-HerausgeberHelmut Schmidt mehrfach verwandt (2003: Das Gesetz des Dschungels) und populär gemacht. Auch sein Herausgeberkollege Michael Naumann hat sich dieses Themas angenommen (2006: Im Zoo des Raubtierkapitalismus). Schmidt fasst seine Kritik in die Worte: „Manche Topmanager vergessen allen Anstand. Der Raubtierkapitalismus bedroht die offene Gesellschaft“. Auch ein ehemaliger Top-Manager hat sich auf diesen Begriff festgelegt: Edzard Reuter. Seine Erkenntnis 2005: „Geiziger und gieriger Kapitalismus darf nicht allein herrschen“. Er kritisiert im Deutschlandfunk, „dass unser Wirtschaftssystem in vielerlei Hinsicht in einen Raubtier- und Haifischkapitalismus ausgeartet ist.“
„Zivilisiert den Kapitalismus“, hatte Marion Gräfin Dönhoff bereits 1996 gefordert. Der Appell hat nichts von seiner Dringlichkeit verloren.
Armin König

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